Alb-Donau und Region

Schlagabtausch mit Telekom

Glasfaserausbau Der Konzern weist „Rosinenpicker“-Vorwürfe von Landrat Heiner Scheffold zurück. Die Kreisbehörde wiederum bekräftigt ihre Kritik. Von Karin Mitschang

Die Deutsche Telekom weist Vorwürfe von Landrat Heiner Scheffold als „haltlos“ zurück, wonach der Konzern beim Ausbau des Breitbandnetztes „Rosinenpickerei“ betreibe und womöglich bewusst in Bereiche vorstoße, die von kommunaler Seite ausgebaut werden. „Der Landrat wird aufgefordert, seine Spekulationen zu unterlassen“, schreibt Telekom-Pressesprecher Hubertus Kischkewitz in einer Mitteilung. Mit „ungestützten Behauptungen“ bediene dieser die Gerüchteküche und unterlaufe die von ihm geforderte Fairness und kooperative Zusammenarbeit.

Der Alb-Donau-Landrat hatte in der Ehinger Ausgabe der SÜDWEST PRESSE zuletzt scharfe Kritik an der Telekom geübt. Auslöser waren mehrere Ankündigungen des Konzerns in den vergangenen Monaten, in Kommunen im Landkreis ebenfalls den Ausbau des schnellen Internets voranzutreiben. „Wir stellen in der Fläche fest: Die Telekom hält sich nicht daran, was sie bei unserer Markterkundung verbindlich angekündigt hat“, sagte Scheffold, zugleich Vorsitzender von Komm.Pakt.Net.

Der kommunale Verbund mehrerer Landkreise und Kommunen hatte sich unter Federführung des Landratsamts Alb-Donau Ende 2015 gegründet und betreibt seither den Glasfaserausbau mit öffentlichen Mitteln besonders in ländlichen Gebieten. Eben dort, wo private Unternehmen bislang nicht oder nur stellenweise investiert haben. Zur Gründung des Verbunds hatte Scheffold betont, dass der freie Markt beim Ausbau in ländlichen Gebieten versagt habe. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, hatte der Verbund deshalb Anbieter um rechtsverbindliche Auskunft gebeten, wo und wie sie ihr Netz ertüchtigen oder ausbauen.

„Die Telekom hält sich an Vereinbarungen“, heißt es von Konzernseite. Die Ausbauplanung des Unternehmens unterliege einer ständigen Überprüfung unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. An die Anfang des Jahres getroffene Vereinbarungen mit Vertretern von Landes- und Bundesebene in Baden-Württemberg halte man sich, „in Ehingen, Munderkingen, Untermarchtal und Schelklingen wollten wir mehr ausbauen als zuvor angekündigt.“ Diese Pläne seien dann aber auf Wunsch der Kommune aufgegeben worden.

Glasfaser statt Kupfer

Für Scheffold ist besonders das Angebot von Vectoring ärgerlich. Diese Technik steigert zwar die Leistung in bestehenden Kupferkabeln, ruft aber Störungen hervor, die gefiltert werden müssen und andere Anbieter blocken (siehe Kasten). Grundsätzlich sei es positiv, wenn Privatunternehmen das Breitband ausbauen, „aber dies sollte zukunftsfähig mit Glasfaser gemacht werden und nicht über die Ertüchtigung von alten Kupferkabeln“.

Die vom Landrat angestoßene Diskussion um Glasfaser und Vectoring „ist unsäglich“, schreibt Kischkewitz. Die Telekom baue seit Jahren Glasfaser bis an den Hausanschluss (FTTH) und mache nicht nur Kupferkabel schneller. Allein 2016 seien im Land um die 600 Neubaugebiete mit FTTH versorgt worden. Allerdings benötigten Glasfaser-Betreibermodelle oft sehr lange Ausbauzeiträume, etwa bis 2032, und das berge gewaltige Kosten für die Gemeinden. Dagegen werde im Modell der Komm.Pakt.Net das Glasfaserkabel nur bis zum Ort gelegt, die Zuführungen der Glasfaserkabel in der Ortschaft bis zu den Häusern müsse „dann aber durch die Gemeinden getragen werden“, schreibt die Telekom. Diese Kosten könnten viele Gemeinden sicherlich nicht aufbringen. Komm.Pakt.Net dagegen argumentiert, dass die Gemeinden die Kosten über spätere Konzessionseinnahmen refinanzieren und oftmals Hausbesitzer für die letzten Meter bis zur Haustür aufkommen.

Mit anderen Breitbandanbietern könne man konstruktiv reden, „ich weiß, was die wollen und kann mich darauf verlassen“, sagte Scheffold. Das Verhalten der Telekom sei politisch im Gespräch, auf Landes- wie auf Bundesebene. Alle kommunalen Breitbandverbünde haben bei Innenminister Thomas Strobl Gesprächsbedarf angemeldet.

Quelle:
Publikation
SÜDWEST PRESSE, Ulm Regionalausgabe
SÜDWEST PRESSE Ausgabe Ulm und Umgebung
Ausgabe Nr.94
Datum Montag, den 24. April 2017
Seite Nr.25
Deep-Link-Referenznummer IRA-20361578

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