Renate Bobsin setzt sich in geheimer Wahl klar durch

Verwaltungsverband Die Bürgermeisterin von Nerenstetten und Ballendorf übernimmt 2022 den Vorsitz. Überraschenderweise gab es einen Gegenkandidaten. 
(Von Oliver Heider)
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Diese Redensart hat sich in der jüngsten Sitzung der Verbandsversammlung des Verwaltungsverbands Langenau (VVL) bewahrheitet. Pikanterweise war erst kurz zuvor ein jahrelanger Zwist formal und endgültig ad acta gelegt worden.

Nachdem die VVL-Satzung dahin gehend geändert worden war, dass die Investitionen für Verbandsschulen künftig je zur Hälfte nach Schüler- und Einwohnerzahl umgelegt werden (wir berichteten), stand die Wahl der neuen Vorsitzenden an. Einer davon war gesetzt: Daniel Salemi. Er steht laut einem Grundsatzbeschluss aus dem Jahr 1975 als Bürgermeister von Langenau in der ersten Wahlperiode bis Ende Mai 2022 an der Spitze des Verbands.

Vorsitz ab Juni 2022
Designiert als Salemis erste Stellvertreterin und Vorsitzende ab dem 1. Juni 2022 war Renate Bobsin, die Bürgermeisterin in Nerenstetten und Ballendorf ist. Nach Angaben von VVL-Geschäftsführer Hermann Schmid waren diese Kommunen als einzige noch nie in den Genuss des Vorsitzes gekommen – was nun an der Zeit sei.

Doch schon im Verwaltungsrat hatte sich vorige Woche dezenter Widerstand angedeutet. Ohne es detailliert zu begründen, hatte sich Andreas Koptisch, Bürgermeister in Altheim/Alb, beim Empfehlungsbeschluss an die Verbandsversammlung der Stimme enthalten. Am Mittwochnachmittag wurde er konkreter: „Es gibt Kollegen, die vom Dienstalter her gesehen länger dabei sind“, erklärte er und spielte etwa auf Georg Engler, Bürgermeister in Weidenstetten, an. Der schlug ebenso kritische Töne an. Es werde, wenn Bobsin gewählt wird, am Ende der Wahlperiode „seit 20 Jahren niemand mehr aus dem Westen“ des VVL-Gebiets berücksichtigt gewesen sein.

Wie Koptisch und Dieter Mühlberger, Bürgermeister in Breitingen, hätte es Engler gerne gesehen, dass das Thema in der Bürgermeister-Dienstbesprechung auf den Tisch gekommen wäre. Auf Schmids Einwand, dass eben in selbiger tags zuvor niemand das Thema angesprochen habe, zeigte sich Engler selbstkritisch: „Vielleicht hätten wir das früher diskutieren sollen.“

Das konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Engler seinem Unmut Luft machte: So habe Weidenstetten in der letzten Klausur Themen angebracht, die „in der  Schublade verschwunden“ seien. Er forderte auch, darüber nachzudenken, die Verbandsumlage zu reduzieren. „Was muss der Verband, was können die Rathäuser leisten?“ Zudem sollen die Verbandsvorsitzenden in die Umlandgemeinden „auch mal rausfahren“ und dort Angelegenheiten klären. Und: Um „den Verband in der Fläche zu repräsentieren“, sei es angezeigt, Versammlungen nicht nur im Langenauer Rathaus abzuhalten.

Man habe mal eine Sitzung in Holzkirch geplant, sagte Schmid. Das sei „ein Riesen-Aufwand“ gewesen. „Hier in Langenau ist das Equipment, es ist der einfachste Weg.“ Paul Seybold, Bürgermeister in Holzkirch, assistierte: „Ich finde es hier besser.“

Auf einen Einwurf von Koptisch („ich finde es interessant zu wissen, wofür die Kandidaten stehen“) sagte Marc Reiser, stellvertretender Bürgermeister in Bernstadt: „Es geht in die falsche Richtung, wenn hier Wahlkampf gemacht wird.“ Wahlkampf gab es zwar keinen in der Sitzung. Einen unerwarteten, zusätzlichen Kandidaten aber schon. Denn: Koptisch nominierte Engler. Nach kurzer Rücksprache mit seinen Gemeinderatskollegen entschied Engler: „Ich kandidiere.“ Letztlich ohne Erfolg.

Klausur Anfang 2020?
Bobsin bedankte sich daher für das Vertrauen. „Ich freue mich auf die Aufgabe Es ist mir aber durchaus bewusst, dass es einige Baustellen gibt.“ In diesem Wissen plädierte auch Salemi dafür, „nach turbulenten Zeiten“ den Blick nach vorne zu richten. „Ich rege an, dass wir uns gleich zu Beginn des Jahres 2020 in Klausur begeben.“ Eine Spitze konnte er sich aber nicht verkneifen: „Die Bürgermeister-Dienstversammlung ist ein beratendes, kein beschließendes Gremium.“

Engler zeigte sich versöhnlich: „Es freut mich, dass Überlegungen da sind, Dinge anzusprechen. Auf ein gutes Miteinander.“

46 Stimmen für Renate Bobsin, 7 für Georg Engler
Wahl Auf Antrag von Andreas Koptisch, Bürgermeister von Altheim/Alb, fand die Wahl der Vorsitzenden des Verwaltungsverbands Langenau geheim statt. Die Voten der jeweiligen Gemeinden mussten dabei einheitlich abgegeben werden. Insgesamt waren demnach 55 Stimmen zu vergeben.

Ergebnis Auf Renate Bobsin, Bürgermeisterin in Ballendorf und Nerenstetten, entfielen laut dem VVL-Geschäftsführer Hermann Schmid 46 Stimmen, 7 auf Georg Engler, der Bürgermeister in Weidenstetten ist. Zwei abgegebene Stimmen konnten nicht zugeordnet werden, weil eine alternative Lösung auf dem Zettel notiert worden war.

Quelle SWP vom 18.10.2019


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