Raum-Not wegen Rekord-Zuwachs

Bildung: Fast 90 Anmeldungen, auch aus Neu-Ulm und Nersingen, verzeichnet die Gemeinschaftsschule Langenau. Kurzfristig soll in Containern, mittelfristig wohl in einem Erweiterungsbau unterrichtet werden. 

Die Gemeinschaftsschule in Langenau steht vor einem Raum-Problem.


Die Gemeinschaftsschule (GMS) Langenau wächst rasant. Hatten sie vor drei Jahren 239 Buben und Mädchen besucht, dürften es 328 im kommenden Schuljahr sein. Dafür haben 89 Eltern ihre Kinder neu angemeldet – viel mehr als in den Jahren zuvor.

Das stellt den Verwaltungsverband Langenau (VVL) als Träger vor Probleme. Wie der Geschäftsführer Hermann Schmid im Verwaltungsrat erklärte, wird der kommende Jahrgang wegen des Teilers von 28 vierzügig. Aus 13 werden insgesamt 15 Klassen.

Wir haben die Anmeldungen relativ kurzfristig bekommen.
Volker Andritschke, Leiter der Gemeinschaftsschule
Laut Schmid haben sich die Verantwortlichen nun „im Vorfeld auf Container geeinigt“. In zwei dieser je 60 Quadratmeter großen „Raummodule“ soll ab Herbst unterrichtet werden. Dies sei „ein probates Mittel, um den Engpass zu beheben“.

Da die Stadt Langenau und die gesamte Raumschaft wohl weiter wachsen, könnte mittelfristig ein Erweiterungsbau nötig werden. Bei einer Dreizügigkeit rechnet Schmid mit gut 3,2 Millionen Euro an Kosten, es gäbe aber zwei Millionen an Zuschüssen. Bei einer Vierzügigkeit wären es gar 6,5 Millionen (vier Millionen).

Wie Schmid zeigte sich auch Leiter Volker Andritschke überrascht von derart vielen Neuanmeldungen an der GMS, die die größte der 22 ihrer Art im Bereich des Staatlichen Schulamts Biberach ist. Die Gründe für den Rekord-Zuwachs seien vielfältig.

Verbindliche Ganztagsschule
Neben dem „guten Ruf“ handle es sich um eine verbindliche Ganztagsschule. Eltern könnten sich auf Unterricht an drei Nachmittagen verlassen. „Das wird mit der Zeit immer wichtiger.“ Zudem seien Lehrkräfte aller Schularten vor Ort. Man biete Haupt- und Realschulabschlüsse an; ein Drittel der aktuellen Abschlussklasse finde Anschluss an die beruflichen Gymnasien in Ulm. Auch Inklusionskinder lernten an der GMS Langenau. Und deren Beliebtheit spreche sich herum, erklärte Andritschke. So wurden auch fürs neue Schuljahr wieder Buben und Mädchen von außerhalb des VVL-Gebiets angemeldet. Ab Herbst kommen 13 Schüler aus Niederstotzingen, elf aus Elchingen, sieben aus Nersingen, sechs aus Neu-Ulm, zwei aus Leipheim sowie je einer aus Herbrechtingen und Beimerstetten.

Das liege auch am „qualitativ hochwertigen Angebot“, meint der Langenauer Bürgermeister Daniel Salemi. Ferner würden sieben bis zehn Kinder pro Jahr vom Gymnasium „abgeschult“, die nach dem Wegfall der Werkrealschule an der Albecker-Tor-Schule entweder auf die Realschule oder die GMS gehen.

Auch wenn es auf die Schnelle nicht anders gehe, sei er „kein Freund von Container-Lösungen“, betonte der Langenauer Stadtrat Rainer Hinkelmann (SPD). Er fragte, ob Kinder – etwa aus Neu-Ulm – nicht andernorts untergebracht werden könnten. Oder ob der Teiler angehoben werden könnte. „Nein“, beschied Leiter Andritschke, der schon die Zahl 28 für zu hoch hält: „Ab 25 ist für die Gemeinschaftsschule die Schmerzgrenze erreicht.“

Geschäftsführer Schmid stellte indes klar, die GMS sei nur verpflichtet, Kinder aus dem VVL-Gebiet aufzunehmen. Es sei aber bisher üblich, dass Gymnasium, Real- und Gemeinschaftsschule „immer Schüler von auswärts“ hatten, ergänzte Salemi.

Kritik kam vom Ramminger Rathauschef Christian Weber. Vor Zusagen hätte man schauen sollen, ob es Kapazitäten gebe: „Ich fühle mich ein bisschen überrumpelt.“ Ein Vorwurf, den  Andritschke konterte: „Wir haben die Anmeldungen relativ kurzfristig bekommen.“ Da gebe es „keine Chance, noch politisch zu entscheiden“. Überdies betone er seit Jahren, dass mehr Platz nötig sei. „Dass wir jetzt explodieren, haben wir nicht gewusst.“

Auf Nachfrage des Neenstetter Bürgermeisters Martin Wiedenmann, wie sich auswärtige Kommunen finanziell beteiligten, sagte Schmid, dass lediglich die Förderung steige, je höher die Zahl auswärtiger Schüler sei. Andererseits gingen zahlreiche Schüler aus dem VVL-Gebiet nach Ulm, ergänzte Andritschke. Und laut Salemi erhebt die Stadt Langenau für ihre Schulen ebenfalls keinen Beitrag von Auswärtigen.

Einen Erweiterungsbau kann sich Stadtrat Roland Riedlinger (GUL) gut vorstellen: „Man sollte nicht zu eng denken sondern großzügiger.“ Ähnlich sah es der Bernstadter Rathauschef Oliver Sühring – „eine permanente Raumnot ist eher hinderlich“. VVL-Geschäftsführer Schmid bremste: „Wir müssen dem Schulamt nachweisen, dass wir nachhaltig drei- oder vierzügig sind.“

Der Verwaltungsrat empfahl letztlich der Verbandsversammlung (siehe Infokasten), zwei gedämmte Container für die Dauer von zwei Jahren anzumieten. Kosten: insgesamt rund 60 000 Euro. Über die Standorte soll das Gremium ebenso diskutieren wie über einen Erweiterungsbau.

Sitzung mit spannenden Themen steht an
Versammlung Die Verbandsversammlung des Verwaltungsverbands Langenau (VVL) kommt am Mittwoch, 15. Juli, um 15.30 Uhr in der Stadthalle zusammen. Neben der Gemeinschaftsschule sind unter anderem auch der Eigenbetrieb „Infrastruktur Breitband Verwaltungsverband Langenau“ (IBV), das Mehrgenerationenhaus und das Gutachter-Ausschusswesen im Alb-Donau-Kreis Thema.

Quelle SWP 4. Juli 2020  Von Oliver Heider

 


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