Jugendbanden machen Polizei das Leben schwer Kriminalität Betrug, Einbruch, Drogen: Das Team um Hauptkommissar Reinhard Bock hat viel zu ermitteln.

Langenau. „Wir leben in einer heilen Welt, denke ich.“ So hat es der Vorsitzende Karl-Friedrich Häcker in der jüngsten Versammlung des Verwaltungsverbands Langenau (VVL) formuliert. Dass der gefühlten Sicherheit auch Kriminalität entgegensteht, zeigte Polizeihauptkommissar Reinhard Bock auf. Er leitet seit eineinhalb Jahren den Polizeiposten Langenau, der sich als „Bindeglied zum Bürger im Dialog“ verstehe und fürs VVL-Gebiet zuständig ist (siehe Infokasten). Bock bezog sich auf die Entwicklung in den Jahren 2012 bis 2016. Aktuelle Zahlen für dieses Jahr dürfe er noch nicht bekanntgeben.


Straftaten Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Zahl der Straftaten insgesamt gesunken. 2016 waren es 647 (2015: 771). Mehr als jeden zweiten Fall klärten die Beamten in Langenau auf.


Rauschgift Sorgenfalten riefen indes 28 Rauschgiftdelikte hervor. Diese nahmen deutlich zu. Wie in anderen Städten gebe es „auch in Langenau einen regen Handel und regen Konsum“, sagte Bock. Verkauft werde alles: Haschisch, Kokain, Heroin, synthetische Drogen. „Wir haben intensiven Kontakt zu jungen Leuten. In der Schule geht viel ab“, weiß der Polizeihauptkommissar, der in Sontheim/Brenz wohnt. In der Klasse seines Sohnes in Heidenheim kiffe die Hälfte der Klasse.


Diebstahl 141 schwere Diebstähle, wozu laut Bock auch schon Fahrräder gehören, wurden voriges Jahr registriert – mehr als 2015, aber weniger als 2013. Die Zahl der Wohnungseinbruchsdiebstähle stieg im Fünf-Jahres-Vergleich deutlich: Insgesamt schlugen Täter 37 Mal zu. 2013 und 2014 waren es noch 14 und 16 gewesen. Fürs laufende Jahr rechnet Bock „mit weniger Fällen“. Die Streifen jedenfalls seien – wenn möglich – über die Öffnungszeiten des Polizeipostens hinaus bis 22 Uhr unterwegs.


Betrug Ein „neuer subjektiver Schwerpunkt“ seien „Betrugsfälle in allen Facetten“: auf der Auktionsplattform Ebay, beim Bezahldienst Paypal, beim Einkaufen mit Kreditkarte. Dass sich Betrüger am Telefon als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben und Zugriff auf den PC anfordern, um Schadsoftware zu installieren, sei „gang und gäbe“. Auch als Enkel oder falsche Polizeibeamte geben sich Täter aus, um an das Geld der potenziellen Opfer zu kommen.


Jugendbanden Zwei Jugendbanden – mit 20 bis 25 sowie 5 bis 7 Mitgliedern – haben der Polizei in Langenau das Leben zusätzlich schwer gemacht. Es gehe um Drogen, aber auch um „sinnlose Sachbeschädigung, Rollerdiebstähle und Waffenbesitz“, sagte Bock. „Die Jungs sind abgebrüht.“ Die Polizisten hätten die Gruppen im Auge – was jedoch „personalintensiv“ sei.


Terrorismus „Auch mir ist nicht immer ganz wohl“, sagte Bock, wenn er an Terrorismus denke. Selbst in Langenau gebe es Menschen, „die vom Staatsschutz beobachtet werden“. Ausschließen könne man freilich auch in der Naustadt nichts. Aber: „Wir tun unser Möglichstes, dass nichts passiert.“


Sex-Täter Bei vier Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung habe es zwar doppelt so viele wie im Vorjahr gegeben. Jedoch hatten sich in den Jahren zuvor teilweise drei- oder viermal so viele Vorfälle ereignet. Eine Entwicklung „entgegen der gefühlten Wahrnehmung“, so Bock. Was K.O.-Tropfen angeht, „hatten wir keinen nachweislichen Fall“.


Tatverdächtige Bei den Tatverdächtigen habe die Zahl der Kinder unter 14 Jahren im Vorjahr wieder zugenommen. Gleiches gelte für den Anteil „Nicht-Deutscher“ (2016: knapp 40 Prozent) an allen Taten. Dazu beigetragen hätten auch Asylbewerber. Von den rund 100, die in Langenau Mitte 2017 lebten, seien 23 straffällig geworden. „Das bedeutet für uns Mehrarbeit“, stellte Bock fest.⇥Oliver Heider

Quelle:

Publikation

SÜDWEST PRESSE, Ulm

Regionalausgabe

SÜDWEST PRESSE Ausgabe Ulm und Umgebung

Ausgabe

Nr.274

Datum

Dienstag, den 28. November 2017

Seite

Nr.28

Deep-Link-Referenznummer

IRA-25010449


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