Aufgabenvielfalt wird immer größer

Interview Renate Bobsin lässt die Versammlung, in der sie für 2022 zur Vorsitzenden des Verwaltungsverbands Langenau gewählt wurde, Revue passieren und wirft einen Blick in die Zukunft. 
(von Oliver Heider)
Renate Bobsin, Bürgermeisterin in Ballendorf und Nerenstetten, wird im Jahr 2022 als erste Frau den Vorsitz des Verwaltungsverbands Langenau (VVL) übernehmen.
Eine reine Formalie hatten viele Teilnehmer der Verbandsversammlung am vergangenen Mittwoch erwartet. Hatte der Verwaltungsrat doch in der Woche zuvor bei einer Enthaltung empfohlen, dass die Gemeinden Nerenstetten und Ballendorf endlich einmal zum Zug kommen sollen – und damit Renate Bobsin als erste Frau in diesem Amt ab dem 1. Juni 2022 den Vorsitz des Verwaltungsverbands Langenau (VVL) übernehmen soll. Als dann Andreas Koptisch, Bürgermeister in Altheim/Alb, seinen Weidenstetter Kollegen Georg Engler nominierte, war die Überraschung teilweise groß. Empfanden einige Mitglieder der Versammlung, wie sie hinter vorgehaltener Hand sagten, den Zeitpunkt des Störfeuers doch für alles andere als angebracht. Auch wenn die Opponierenden versicherten, nichts gegen Bobsin als Person zu haben. Die 55-Jährige setzte sich in der geheimen Wahl dann jedoch deutlich durch. Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE lässt sie nun die Sitzung Revue passieren und wirft einen Blick in die Zukunft.

Frau Bobsin, Glückwunsch zur gewonnen Wahl. Wie überrascht waren Sie, dass es kurzfristig einen Gegenkandidaten gab?
Jede Gemeinde muss erkennen, dass sie auf die Gemeinschaft angewiesen ist.
Renate Bobsin: Ich war schon überrascht, habe aber auch damit ein Stück weit rechnen können, weil es in der Sitzung des Verwaltungsrats Andeutungen gegeben hatte.
Was halten Sie von der Forderung, dass sich die Vorsitzenden öfters im Umland blicken lassen sollen?
Ich bin sehr verwundert darüber, dass zwei Bürgermeister von Verbandsvorsitzenden, die ja auch Bürgermeister sind, erwarten, dass er oder sie die Veranstaltungen aller Mitgliedskommunen und die Gremien dort besuchen. Es macht ja selbst im eigenen Ort keinen guten Bürgermeister aus, wenn man kurz irgendwohin huscht, nur um sich zu zeigen.
Das Verhältnis zwischen den Gemeinden Altheim/Alb und Weidenstetten auf der einen Seite und den restlichen Kommunen des Verwaltungsverbands andererseits ist seit Jahren angespannt. Wie tief sind die Gräben aus Ihrer Sicht?
Ich war bisher der Meinung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt wurden und dass man einen Neubeginn machen kann. Ich bin jetzt mal positiv gestimmt, dass wir diesen auch hinbekommen. Zum Überbrücken der Gräben gehören aber alle Beteiligten dazu.
Wie wollen Sie als Vorsitzende ab dem Jahr 2022 dazu beitragen, dass sich die Lage entspannt?
Ganz wichtig ist es zunächst einmal, schon im kommenden Jahr in Klausur zu gehen, wie es der Langenauer Bürgermeister Daniel Salemi angeregt hat. Vielleicht ist es auch sinnvoll, das jährlich zu machen, um zu gewährleisten, dass außerhalb von Bürgermeister-Dienstbesprechungen, Verwaltungsratssitzungen und Verbandsversammlungen andere Themen zur Sprache kommen. Das ist wichtig, zumal wir alle beschäftigt sind und die Zeit für diese Art von Gesprächen fehlt.
Welche Themen stehen auf Ihrer Prioritätenliste für Ihre Wahlperiode?
Mir ist es wichtig, das Thema Breitband gut fortzuführen. Wir dürfen das nicht aus den Augen verlieren. Denn Schulen, öffentliche Bereiche und nicht zuletzt die Bürger müssen in diesem Bereich gut ausgestattet sein. Schulentwicklungsplanung im Verbandsgebiet ist mir ebenfalls ein bedeutendes Anliegen. Wir müssen weitblickend die Schüler- und vor allem die Lehrerzahlen in den Fokus nehmen. Und im Miteinander steht auch der Verbandsgedanke für mich ganz weit oben. Jede Gemeinde muss erkennen, dass sie alleine wenig kann und auf die Gemeinschaft angewiesen ist. Bei dieser Art von Zusammenschluss muss auch klar sein, dass man mal mehr und mal weniger profitiert. Und Mehrheitsbeschlüsse sind einfach zu akzeptieren.
Der Verwaltungsverband Langenau wurde in den 70er Jahren ins Leben gerufen. Was ist da noch zeitgemäß? Und was müsste dringend modernisiert werden?
Im Wesentlichen passt die Satzung aus meiner Sicht noch. Die Aufgabengebiete sind ganz klar dargestellt, ebenso die Organe, die nach wie vor wichtig sind. Auch, dass die Gremien der Gemeinden miteinbezogen werden. Es kommt aber eher noch was dazu, wie zum Beispiel die Stelle eines Städteplaners. Die Aufgabenvielfalt wird immer größer. Wir müssen sicherstellen, dass dafür genügend Fachkräfte vorhanden sind.
Eine Premiere ist, dass Sie als erste Frau dem Verband vorstehen werden. Was bedeutet dies für Sie?
Ob den Posten eine Frau oder ein Mann übernimmt, ist nicht wichtig. Die Frage ist nur, ob man sich den Vorsitz zutraut und ob man geeignet ist. Ich bin lange genug Bürgermeisterin in Ballendorf und Nerenstetten und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass ich das Amt als Frau innehabe. Als Person freue ich mich aber natürlich.
Bürgermeisterin in zwei Gemeinden
Person Renate Bobsin ist 55 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Die Emsländerin lebt seit 1985 in der Region. Zur Bürgermeisterin wurde die Diplom-Verwaltungsbetriebswirtin in Nerenstetten erstmals 2006 gewählt, seit 2012 führt sie auch die Geschicke von Ballendorf. Ebenso lange steht sie dem Zweckverband Unteres Lonetal vor.
Aufgaben Seit 2014 ist sie Kreisrätin. Überdies ist sie noch Zweite Vorsitzende des Tagesmüttervereins Alb-Donau-Kreis. In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport und kümmert sich um ihren Hund.

Quelle SWP vom 19.10.2019


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